Was ist spirituelle Psychotherapie?

Sowohl in der Beforschung des Phänomens der Resilienz (Fähigkeit eines Menschen, Schwierigkeiten zu überwinden) wie auch im Rahmen der Traumaforschung,  erweist sich die Verbundenheit mit etwas, das nicht verloren  gehen oder verletzt werden kann und das auch in der grössten Einsamkeit und Ohnmacht als gegenwärtig und tröstend erlebt wird, als wichtiger, ja essentieller Faktor.
Nach alter Ueberlieferung ist die menschliche  Psyche, oder Seele ein Teil der Weltseele. Wenn auf unserer Lebensreise unser Bewusstsein aus der Verbindung mit dem Weltganzen fällt, verlieren wir auch die Verbindung zu uns selbst, zur Einfachheit der Gegenwart. Wir verlieren uns in der Suche nach Ersatz für diese Verbundenheit immer mehr in Sachzwängen, Stress und Sucht welche neue Abhängigkeiten generieren. Dies kann  schleichend geschehen im Rahmen einer immer stärkeren Verstrickung in materielle oder emotionale Abhängigkeit, oder akut bei persönlichen oder familiären Krisen aber auch nach Unfällen Katastrophen oder Kriegen.
Spirituelle Psychotherapie ist die gemeinsame Reise zweier oder mehrerer Menschen zurück zu der verlorenen Verbundenheit mit sich selbst und mit der Welt oder mit einer überweltlichen
  „Quelle“ , oder Heimat sei es in Form eines persönlichen  Gottes, oder eines eher apersonalen spirituellen Heimatbegriffes. 
Die Beziehung zwischen Therapeut, und Patient ist von  Vertrauen und gegenseitiger,  Akzeptanz getragen. Entgegen östlichem Verständnis ist der Therapeut aber nicht ein allwissender und erleuchteter Guru, sondern ein zuverlässiger erfahrener, interessierter Weggefährte auf Zeit, der dem Betroffenen bei seiner Suche beisteht und ihn als temporärer Mentor und (in seiner  eigenen Sterblichkeit und Verletzlichkeit Mitbetroffener) in Phasen des am Abgrund von Sucht und Suizid oder Amoklauf - Gehens  an seine Präsenz, und an Vertrauen, Unbestechlichkeit Vernunft und Glauben an Selbstfindung und Heilung  „anseilt“.
Dabei wird bei uns an das bei fast allen Menschen vorhandene genuine Glaubens und Vertrauenssystem des Patienten angeknüpft.  Eigene religiöse oder  spirituelle Ueberzeugungen  des Therapeuten spielen also weniger eine Rolle als die beim Betroffenen vorhandene spirituelle Ressourcen
Der Grundsatz dieser begleiteten Reise zurück zu sich selbst und der transpersonalen oder metaphysischen Heimat bleibt, trotz verschiedenen Sprachen und Schulen, derselbe. Es gibt zwar verschiedene  mehr oder weniger beforschte Hilfsmittel, Techniken und Methoden der spirituellen Psychotherapie. Mehr noch als in anderen Therapieformen ist die persönliche Reife und Integrität des Therapeuten und dessen Beziehung zum Patienten  von  zentraler Wichtigkeit.

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